25.02.10 Kraichgau Stimme / Heilbronner Stimme


Rehabilitation für die Schwarze Hofmännin


Der Tübinger Autor Klemens Ludwig hat sich mit der "Schwarzen Hofmännin" beschäftigt. Am 5. März stellt er sein Buch in Bad Rappenau vor.

Bad Rappenau - Der Tübinger Radiojournalist, Sachbuchautor und Dalai-Lama-Biograf Klemens Ludwig widmet sich in seinem ersten historischen Roman der Böckingerin Margarete Renner. "Die Schwarze Hofmännin" erscheint am 3. März im Josef-Knecht-Verlag [Herder]. Zwei Tage später stellt der Autor das Buch in Bad Rappenau erstmals der Öffentlichkeit vor. Das Interview führte KS-Redakteurin Ulrike Plapp-Schirmer.

Ihr neues Buch erscheint am 3. März. Sind Sie aufgeregt?

Ludwig: Eine gewisse Aufregung ist trotz einer Routine von etwa 25 Sachbüchern da, das will ich gar nicht leugnen. "Die Schwarze Hofmännin" ist mein erster historischer Roman, und ich kann natürlich sehr viel schlechter einschätzen, wie die Resonanz darauf sein wird.

1985 erschien Ihr erstes Buch über bedrohte Völker. Unter anderem haben Sie eine Biographie über den Dalai Lama geschrieben. Warum wählen Sie jetzt die Form des Romans?

Ludwig: Die Form der Belletristik schafft noch einmal eine ganz andere Möglichkeit sich auszudrücken. Hier habe ich eine historische Persönlichkeit, eine faszinierende Frau in einer faszinierenden Zeit. Ich habe ein paar wenige historische Fixpunkte [1520 bis 1525], an die ich mich streng halte. Aber mir blieb auch ganz viel Raum, meiner eigenen Kreativität Ausdruck zu geben. Und das unterscheidet sich eben von einem Buch über den Dalai Lama, dessen Leben bis in den hintersten Winkel ausgeleuchtet ist.

Zu dem es aber durchaus auch einen Zusammenhang gibt?

Ludwig: Mich interessieren die Verlierer der Geschichte mehr als die strahlenden Gewinner, und von daher gehören für mich der Freiheitskampf der Tibeter und der verzweifelte Kampf der Bauern zusammen. In meinen Publikationen möchte ich einfach Völkern, die wenig Lobby haben, Raum geben. Das ist meine größte Mission, und das zieht sich als roter Faden durch meine Arbeit.

Wie sind Sie auf die Figur der Margarete Renner gestoßen?

Ludwig: Ich bin durch ein Buch der Theologin Marion Kobelt-Groch, "Aufsäßige Töchter Gottes - Frauen im Bauernkrieg und der Täuferbewegung", auf sie gestoßen. Da wurden die historischen Quellen zitiert, in denen sie gar nicht gut wegkommt. Und da habe ich gedacht, oh, das ist eine faszinierende Geschichte. Die Orte, an denen die Geschichte spielt, habe ich dann zum Teil mehrfach besucht.

Sie haben sich Fiktion erlaubt, wo es keine historisch gesicherten Daten gibt. Bitte beschreiben Sie uns, wie Sie Ihre Hauptfigur zeichnen.

Ludwig: Ich zeichne sie jedenfalls nicht als diese erste sozialistische Barrikadenkämpferin, als die sie oft dargestellt wird. Ich glaube, dass Margarete Renner eine Frau war, für die Spiritualität eine sehr große Rolle gespielt hat. Ich glaube, dass sie eine Affinität zu Heilkräutern hatte, und das leite ich auch her. Ich stelle ihr einen fiktiven Bruder zur Seite, der früh bei einem Jagdunfall stirbt. Ich habe eine Hebamme erfunden, bei der sie ihr Interesse an der Heilkunde weiterentwickeln kann. So ist ihr Werdegang der einer Frau, die auch für die Menschen da ist. Durch die Nähe zu den Menschen und den Wunsch, ihnen zu helfen, plus ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, lasse ich sie dann zu dieser Revolutionärin werden.

Dass heißt, Sie befreien Margarete Renner von ihrem negativen Image?

Ludwig: Eine Intention von mir ist, der Dämonisierung, die sie über die Jahrhunderte erlebt hat ...

... und die sich ja auch schon im Namen "Die Schwarze Hofmännin" ausdrückt ...

Ludwig: . . . ein anderes Bild entgegen zu setzen und auch der historischen Persönlichkeit der Margarete Renner Genugtuung zu verschaffen: In diesem Sinne hoffe ich auch, dass das Buch auf offene Leser stößt. Eine historische Rehabilitation ist durchaus meine Absicht.

Erfahren wir in Ihrem Buch auch einiges über den Heilbronner Raum?

Ludwig: Ja, aber ich habe keine Heilbronner Heimatgeschichte geschrieben. Vielleicht eine Anekdote dazu: Ich habe schon ein paarmal am Trollinger-Marathon teilgenommen, und da laufe ich immer auch auf den Spuren der Margarete Renner und der Bauern.

Wie kommt es, dass Sie Ihr Buch am 5. März ausgerechnet in Bad Rappenau der Öffentlichkeit vorstellen?

Ludwig: Ganz einfach, weil sich die Buchhandlung Passepartout aufgrund der Verlags-Ankündigung gemeldet hat. Die waren gleich sehr angetan und haben mich gefragt, ob ich Interesse hätte, unmittelbar nach Erscheinen des Buches eine Lesung bei Ihnen zu machen.

Lesungen in Heilbronn werden folgen?

Ludwig: Das hoffe ich doch sehr.