Tibet


Ist Tibet ein Teil Chinas oder ein Land,

dem das Recht auf Selbstbestimmung verweigert wird?

An der Frage scheiden sich die Geister.

Wer Tibet als "integralen Bestandteil Chinas" betrachtet - wozu alle Politiker weltweit gehören - sollte dafür überzeugende Argumente vorbringen.

Historisch ist die Annektion nicht zu rechtfertigen. Selbst wenn das chinesische Kaiserhaus zwischen dem frühen 18. und 20. Jahrhundert Macht über Tibet ausgeübt hat, kann das kein Grund sein, Tibet heute das Recht auf Selbstbestimmung zu verweigert. Nach dem Maßstab hätten Staaten wie Polen, Finnland, die Tschechische Republik, die Slowakei, Rumanien, Bulgarien, die baltischen Länder etc... kein Recht auf Unabhängigkeit, denn auch sie waren jahrhundertelang Teil des russischen, türkisch-osmanischen oder Habsburger Reiches. Auch die Behauptung, China habe Tibet vom Feudalismus befreit, kann internationales Recht nicht außer Kraft setzen - ganz abgesehen davon,

dass erst durch die chinesische Besetzung Hunger und Elend nach Tibet gekommen sind. Wenn Tibet also das Recht auf Selbstbestimmung evrweigert wird, so hat das nichts mit internationalen Rechtsnormen zu tun, sondern machtpolitischem Opprtunismus. Aber auch aus "Gewohnheits-Unrecht" kann niemals "Gewohnheits-Recht" werden. Eine friedliche Beilegung des Konfliktes kann nur durch Verhandlungen zwischen Tibetern und Chinesen erreicht werden. Als "einen ersten Schritt auf eine dauerhafte Lösung hin" hat der Dalai Lama 1987 einen Friedensplan vorgelegt in der Hoffnung, "dies werde zu einer Zukunft in Freundschaft und Zusammenarbeit mit all unseren Nachbarn,

auch dem chinesischen Volk, beitragen". China hat diesen Plan völlig ignoriert und lediglich in die Kategorie der "Aktivitäten zur Spaltung des Mutterlandes eingereiht".

 

Der Friedensplan umfaßt fünf Grundelemente


1. Umwandlung des gesamten Gebietes von Tibet in eine Friedenszone.

2. Beendigung der Politik der Umsiedlung von Chinesen nach Tibet, die die Existenz der Tibeter als eigenständiges Volk bedroht.

3. Respektierung der fundamentalen Grundrechte des tibetischen Volkes.

4. Wiederherstellung und Schutz der natürlichen Umwelt Tibets und Beendigung der chinesischen Ausbeutung Tibets zur Herstellung von Kernwaffen und der Lagerung von radioaktivem Abfall.

5. Beginn von ernsthaften Verhandlungen über den künftigen Status Tibets.

 

Ein Jahr später, am 15. Juni 1988, hat der Dalai Lama vor dem Europäischen Parlament in Straßburg erstmals auf die Unabhängigkeit Tibets verzichtet und nur noch eine echte Autonomie innerhalb des chinesischen Staatsverbandes gefordert. Die Regierung der VR China hat bis heute nicht positiv auf das Gesprächsangebot reagiert. Im Gegenteil, die Repressionen gegen die Tibeter werden immer härter; der Volksaufstand vom März 2008 war ein verzweifeltes Fanal. Nur internationaler Druck kann Tibet helfen. Da China auf gute wirtschaftliche Zusammenarbeit angewiesen ist, findet die Stimme der westlichen Staaten, wenn sie mit Nachdruck vorgetragen wird, auch bei den chinesischen Machthabern Beachtung. Fordern auch Sie darum die Politiker auf, sich für das legitime Anliegen der Tibeter und eine friedliche Lösung der Tibet-Frage einzusetzen!

Jede öffentliche Äußerung der Besorgnis über die Situation in Tibet stellt eine Mahnung an China dar, daß die Welt Tibet nicht vergessen und aufgegeben hat. Jeder trägt Mitverantwortung dafür, ob Tibet totgeschwiegen wird
oder eine Chance zum Überleben erhält.